Touristik-Profi kritisiert Waldschutzprojekte zur CO2-Kompensation

Sicherheit ist planbar

Touristik-Profi kritisiert Waldschutzprojekte zur CO2-Kompensation

Peter-Mario Kubsch, Chef des Reiseveranstalters Studiosus, hält den Kauf von Zertifikaten z.B. des in die Kritik geratenen Zertifizierers Verra zur CO2 Kompensation für wenig sinnvoll. Er schließt sich damit der Kritik an, über die wir bereits im GRK-Newsletter 2 vom 9.2.2023 berichtet haben.

„Bäume zu pflanzen und zu schützen ist grundsätzlich gut, aber kein sinnvoller Weg zur CO2-Kompensation,“ sagt Kubsch. Aufforstungs- oder Waldschutzprojekte eigneten sich nicht, um den CO2-Ausstoß von Reisen zu kompensieren. Ein Baum binde zwar für die Zeit seines Lebens CO2, danach gebe er es aber wieder in die Atmosphäre ab. Außerdem sei oft unklar, was ohne die entsprechenden Maßnahmen passiert wäre.

Wahlschutzprojekte zur CO2-Kompensation seien populär, weil sie den Menschen leicht zu vermitteln sind seien, meint der Studiosus-Chef. Unter Aufforstung und Wahlschutz könne sich jeder etwas vorstellen.  Das sei bei anderen Umweltschutzprojekten schwieriger. 

Auch die Forderung einiger Touristik-Kollegen nach einer verbindlichen CO2-Abgabe für das Fliegen, die dann in die Entwicklung umweltfreundlicher Antriebe fließen soll, funktioniert in seinen Augen nur bedingt. Erfahrungsgemäß dauere es zu lange, bis solche Projekte auf den Weg gebracht sind, wenn sie von staatlicher Seite oder durch die EU eingeleitet würden. Der schnellere und wahrscheinlich auch kostengünstigere Weg wäre es, wenn die Industrie das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen und für mehr Klimaschutz sorgen würde.

Unter seinen Kunden („allesamt Vielreisende“) hat Kubsch ein gestiegenes Umweltbewusstsein wahrgenommen. Viele reflektierten, ob wirklich jede Flugreise notwendig sei oder ob nicht wenigere, dafür aber längere Reisen sinnvoller seien. „Manche trauen sich kaum noch, ihren Enkeln zu erzählen, dass sie demnächst schon wieder verreisen. Beim Thema Flugscham bewegt sich definitiv einiges,“ so der erfahrene Touristiker.

Obwohl die Studiosus-Kunden einen höheren Reisepreis für die Kompensation akzeptieren würden, solle die Reisebranche das Thema Klimaschutz nicht der individuellen Zahlungsbereitschaft der Kunden überlassen. Studiosus kauft keine Zertifikate, sondern geht einen anderen Weg. Kubsch: „Das Geld für die CO2-Kompensation unserer Reisen fließt in den Bau von Biogasanlagen in Nepal. Dabei arbeiten wir mit der Klimaschutzorganisation Myclimate zusammen, die das Projekt bereits seit Jahren begleitet.“ Das Projekt wurde nach den Gütekriterien des Gold-Standards überprüft und erfüllt dessen höchste Anforderungen, das heißt, es entsteht zusätzlich auch noch ein sozialer Nutzen vor Ort.

(red)

Bild von AndreasAux auf Pixabay

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