Über 800 kriminelle Netzwerke in Europa aktiv
Nach einem Bericht der europäischen Polizeibehörde Europol sind mehr als 800 kriminelle Netzwerke bekannt, die den Drogenhandel in den europäischen Ländern weitgehend kontrollieren. Sie agieren über Grenzen hinweg und schrecken auch vor Gewalt nicht zurück.
Europol hat erstmals eine so detaillierte Analyse über die Aktivitäten krimineller Banden in der EU vorgelegt. Die belgische Innenministerin Annelies Verlinden sagte bei der Vorstellung des Berichts: „Dieser einzigartige Datensatz, der durch die unermüdliche Zusammenarbeit aller EU-Mitgliedsländer und 17 von Europols Partner-Drittstaaten entstanden ist, stellt ein detailliertes Profil von 821 der bedrohlichsten kriminellen Netzwerke dar.“ Nun gebe es zum ersten Mal tiefgreifende Daten über diese Netzwerke mit rund 25.000 Mitgliedern, ihre Aktivitäten und ihre grenzüberschreitenden Verbindungen. Rund die Hälfte der Banden ist im Drogenhandel mit Kokain, synthetischen Drogen und Cannabis tätig. Von rund zwei Dritteln der kriminellen Banden wisse man, dass sie auch Gewalt anwenden.
Die meisten Banden sind nur auf einem Gebiet tätig, nur 18 Prozent in verschiedenen kriminellen Bereichen. Neben dem Drogenhandel sind weitere Delikte wie Einbrüche, Diebstähle, Online-Betrug und Menschenhandel bekannt. Mehr als 250 dieser Netzwerke sind bereits über zehn Jahre aktiv. Laut Europol Geschäftsführerin Catherine de Bolle ist kein EU-Staat immun dagegen. Da fast alle Banden Mitglieder verschiedener Nationalitäten haben, fallen ihnen die grenzüberschreitenden Aktivitäten leicht.
Europol hat auch einen guten Überblick über die kriminellen Aktivitäten in einzelnen EU Mitgliedsländern. In Deutschland hat beispielsweise die belgisch/holländische „Mocro-Mafia“ Hunderte von Geldautomaten gesprengt. Deutschland ist außerdem ein Banden-Schwerpunkt im Drogenhandel, Menschenhandel und im Cyber-Crime.
Schwer zu bekämpfen und daher gefährlich sind die kriminellen Netzwerke aus Sicht der Ermittler auch deswegen, weil sie mit legalen Wirtschaftsbereichen verwoben sind. Sie können dadurch ihre kriminellen Handlungen verschleiern und in großem Stil Geldwäsche betreiben. Die detailreiche Analyse von Europol soll dazu dienen, das organisierte Verbrechen in der EU künftig besser bekämpfen zu können.