Mehr als die Hälfte der Unternehmen fürchten politische Gewalt und zivile Unruhen

Mehr als die Hälfte der Unternehmen fürchten politische Gewalt und zivile Unruhen

Welche Auswirkungen hat politisch motivierte Gewalt auf Unternehmen? Einen Überblick über Bedrohungsszenarien und Fragen des Risikomanagements gibt der jüngst von ‚Allianz Commercial‘ veröffentlichte Report zu Trends bei politischer Gewalt und zivilen Unruhen in 2025.

Das Allianz Risk Barometer zeigt, dass politische Risiken und politisch motivierte Gewalt seit drei Jahren von Unternehmen aller Größenordnungen zu den zehn größten Geschäftsrisiken weltweit gezählt werden, mit vielfältigen negativen Auswirkungen: Neben der Gefährdung der Sicherheit von Beschäftigten und Kunden können soziale Unruhen im direkten Umfeld von Unternehmensstandorten Betriebsunterbrechungen oder Sachschäden an Gebäuden oder Vermögenswerten zur Folge haben. Außerdem können Unternehmen indirekte Schäden in Form von Reputationsverlusten erleiden oder dadurch, dass der Zugang zu Räumlichkeiten und Niederlassungen verhindert wird.

Im vergangenen Jahr zeigten sich die Unternehmen ähnlich besorgt über mögliche lokale Unruhen im Umfeld der vielen weltweiten Wahlen wie über die Auswirkungen des Nahost-Konflikts und des andauernden Kriegs in der Ukraine. Insbesondere große und mittelständische Unternehmen sehen zudem das Risiko einer Eskalation des Konflikts zwischen China und Taiwan.

Dass von der Allianz befragte Kunden politisch motivierte Gewalt weiterhin als eines der zehn größten globalen Geschäftsrisiken betrachten, liegt an einer Reihe von Faktoren, die die öffentliche Wahrnehmung bestimmen: einer populistischen, spaltenden und von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägten Politik, dem drohenden Zerfall der Weltordnung durch eine nationalistische Geopolitik und einer von Misswirtschaft und Korruption geprägten Wirtschaft mit einer ständig wachsenden Kluft zwischen den „Superreichen“, den „Reichen“ und dem Rest.

Das Tempo des Wandels in den vergangenen fünf Jahren hat den Unternehmen wenig Zeit gelassen, ihre Lieferketten neu aufzustellen. Dadurch haben sie unter sehr unsicheren Rahmenbedingungen agieren müssen. Ein weiterer Faktor ist die Unvorhersehbarkeit des Ausmaßes, des Ortes und der Dauer politischer Vorfälle oder Krisenereignisse. Im Gegensatz zu anderen Gefahren wie Überschwemmungen oder Stürmen ist es im Fall der politisch motivierten Gewalt schwieriger, Vorbereitungen zur Schadensbegrenzung zu treffen und Notfallpläne und Pläne zur Aufrechterhaltung des Betriebs zu entwickeln.

Die Auswirkungen von zivilen Unruhen, Streiks, Protesten und Ausschreitungen sind das von Unternehmen am meisten gefürchtete Risiko im Bereich „Politische Risiken und Gewalt“ – im Allianz Risk Barometer 2025 nannten mehr als die Hälfte der Befragten dies als ihre größte Sorge. In Ländern wie Kolumbien, Frankreich, Südafrika, Großbritannien und den USA steht dieses Risiko auf Platz 1. Wie der ‚Carnegie Endowment Global Protest Tracker‘ zeigt, hat es seit 2017 mehr als 800 bedeutende regierungsfeindliche Proteste in über 150 Ländern gegeben, davon mehr als 160 allein im Jahr 2024 – und 18 Prozent dieser Proteste zogen sich über mehr als drei Monate hin. Untersuchungen der Allianz bestätigen, dass es in den 20 Ländern mit der weltweit höchsten Häufigkeit von Protesten und Ausschreitungen im Jahr 2024 mehr als 80.000 Vorfälle gab.

Indien, Deutschland, Kenia, Polen, Marokko und die Türkei gehörten zu den Ländern, in denen die Häufigkeit von Protesten und Ausschreitungen im Jahr 2024 erheblich zunahm. Im Ranking der 20 am häufigsten von Unruhen betroffenen Länder liegt Deutschland auf Platz 6 (+35,9 %).

„Zivile Unruhen und Protestaktionen aller Art bleiben ganz klar ein Problem und eine große Belastung für Unternehmen weltweit. Ihre Auslöser, zum Beispiel eine hohe Inflation, eine ungleiche Vermögensverteilung, hohe Lebensmittel- und Kraftstoffpreise, Sorgen über den Klimawandel oder vermeintliche Angriffe auf bürgerliche Freiheiten und die Demokratie haben nicht an Schärfe verloren. Weitere politische Kurswechsel, zum Beispiel durch neu gewählte Regierungen, oder wirtschaftliche Notlagen durch eskalierende Zollkriege könnten auch im kommenden Jahr in vielen Ländern der Welt zu sozialen Unruhen oder Ausschreitungen führen“, lautet die Prognose von Etienne Cheret, Regional Head of Political Violence and Terrorism bei Allianz Commercial.

Lesen Sie den sehr ausführlichen Trendreport 2025 von Allianz Commercial unter:
commercial-political-violence-civil-unrest-trends-2025-de.pdf  

 

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