Checkliste: Im Fadenkreuz der geheimen Dienste

Sicherheit ist planbar

Thema Wirtschaftsspionage

Checkliste 1: Fragebogen zur Selbstkontrolle

Wirtschaftsspionage – und Konkurrenzausspähung – sind wesentliche ökonomische Faktoren. Der durch Geheimnisverrat angerichtete Schaden kann existenzgefährdend sein. Fachleute wissen: »Etwa 80 Prozent aller nachrichtendienstlichen Ansprachen erfolgen bei Reisen«, insbesondere während Geschäftsreisen, aber auch auf Messen und Kongressen.

Voraussetzung eines halbwegs wirksamen Selbstschutzes sind Kenntnisse der wirtschaftlich Verantwortlichen über die Methoden fremder Nachrichtendienste und die Schaffung eines entsprechenden kritischen Bewusstseins. Die nachfolgenden Checklisten sollen dabei helfen den Spürsinn zu schärfen und die Sensibilität hinsichtlich möglicher Gefährdungen zu erhöhen. Außerdem weisen sie auf angemessene Verhaltensmaßnahmen hin.

Checkliste für Fragen zum Reiseverlauf

Werden die folgenden Fragen mehrheitlich mit JA beantwortet, so kann mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem nachrichtendienstlichen Anbahnungsversuch ausgegangen werden:

● Wurden Sie bei der Grenzkontrolle auf Ihre Zugehörigkeit zu einer Dienststelle oder Ihre berufliche Tätigkeit angesprochen?
( ) JA – ( ) NEIN

● Haben sich andere Personen in auffallender Weise für Ihre berufliche Tätigkeit interessiert (Reiseleiter, Hotelbedienstete, Taxifahrer …)?
( ) JA – ( ) NEIN

● Sind Sie bei der Grenzkontrolle im Verhältnis zu anderen Reisenden deutlich anders behandelt worden (strenger, zuvorkommender …)?
( ) JA – ( ) NEIN

● Wurden Ihre Reisepapiere sichtentzogen kontrolliert bzw. einbehalten?
( ) JA – ( ) NEIN

● Sind Ihnen bei der Grenzkontrolle oder während Ihres Aufenthaltes Verstöße gegen die Rechtsordnung des Gastlandes vorgehalten worden?
( ) JA – ( ) NEIN

● Haben staatliche oder gesellschaftliche Stellen oder bisher unbekannte Personen Kontakt mit politischem oder berufsbezogenem Inhalt oder mit schwer erkennbarer Zielsetzung zu Ihnen aufgenommen?
( ) JA – ( ) NEIN

● Sind Sie von unbekannten oder weniger gut bekannten Personen um eine Gefälligkeit gebeten worden, die einen Verstoß gegen die Rechtsordnung des Gastlandes beinhaltet hätte oder negativ ausgelegt werden könnte (Mitnahme kultureller Artefakte, Geldumtausch …)?
( ) JA – ( ) NEIN

● Ist Ihnen bekannt, ob jemand aus dem von Ihnen besuchten Personenkreis vor, während oder nach Ihrem Besuch von Angehörigen einer Behörde oder von gesellschaftlichen Einrichtungen des Gastlandes in einer Art angesprochen wurde, die ein besonderes Interesse an Ihrer Person erkennen ließ?
( ) JA – ( ) NEIN

● Wurden Sie während der Reise um eine Zusammenarbeit gebeten?
( ) JA – ( ) NEIN

● Sind Sie – wenn auch nur zum Schein – eine Verpflichtung eingegangen?
( ) JA – ( ) NEIN

● Haben sich bei früheren Reisen Besonderheiten im Sinne der vorgenannten Fragen ergeben, die Ihnen durch die jetzigen Fragestellungen nachträglich noch eingefallen sind?
( ) JA – ( ) NEIN

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Checkliste 2: So hüten sich Geschäftsreisende vor Ausspähung auf Messen und Kongressen

Messen, Ausstellungen und ähnliche Veranstaltungen sind die besten Gelegenheiten zur Interessenten- und Neukundengewinnung sowie zur Eigendarstellung. Aber für Wettbewerber ebnen sie auch die Wege, um an vertrauliche und sensible Informationen zu gelangen.

Zu viele Unternehmen beschränken sich beim Schutz ihres geistigen Eigentums auf interne Maßnahmen. Sie installieren Firewalls oder lassen die Mitarbeiter Geheimhaltungsvereinbarungen unterschreiben. Vielleicht nutzen manche noch Verschlüsselungsprogramme oder ›härten‹ ihre Datenleitungen gegen Lauschangriffe. Aber meistens ist dies – speziell im KMU-Bereich – auch schon alles.

Eine wesentliche Schwachstelle wird regelmäßig übersehen: Die Gefahr des ›ungewollten‹ Geheimnisverrats auf Veranstaltungen. Natürlich sind diese Ereignisse ihrem Selbstverständnis gemäß Orte des Gedanken- und Informationsaustausches. Aber nicht jeder Dialog ist auch das als was er erscheint. Sicherheitsuntersuchungen zeigen, dass in 80 Prozent aller Fälle von ›Wissensdiebstahl‹ die Messe (o.ä.) auch die undichte Stelle war. Nur wer die verantwortlichen und am Messestand eingesetzten Mitarbeiter dem entsprechend sensibilisiert und schult, wird sich professionellen ›Aufklärern‹ widersetzen können.

Schwachstelle ›argloser Mitarbeiter‹

Man betrachte etwa das Beispiel eines Nachwuchsverkäufers, der erstmals dabei ist und sich allein am Messestand langweilt, während die ›alten Hasen‹ Auswärtstermine wahrnehmen oder schon abgereist sind. Was könnte passieren, wenn er gegen Ende einer Ausstellung, vielleicht sogar am Nachmittag des letzten Tages, von einem Profi der ›Gegenseite‹ überrumpelt wird?

Dieser wird seine Eingangsfragen zunächst auf das Wesentliche beschränken, auf Daten, die üblicherweise bei solchen Gelegenheiten abgefragt werden und keinen Argwohn erregen: um welche Produkte handelt es sich, was kosten sie, und so weiter? Sobald unsere Nachwuchskraft Vertrauen gefasst und die Chance eines etwaigen Abschlusses gewittert hat, wird sie schwärmerischer und begeisterter, aber auch unbekümmerter, über »ihr« Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen plaudern.

Die nächsten Fragen des Gegenübers werden dann Stufe um Stufe tiefer graben: welche Verbesserungen des Produktes oder der Dienstleistungen sind vorgesehen, welche Arten der Wartung oder der technischen Hilfe werden angeboten, wie hoch ist die Ausschussquote oder sollen die Herstellungszahlen gesteigert werden, sucht das Unternehmen weitere Mitarbeiter – Forscher, Ingenieure, Marketingfachleute, wie viel neue Entwickler wurden eingestellt – und in welchen Bereichen?

Doch diese anscheinend harmlosen Fragen können den unbedarften und unvorbereiteten Mitarbeiter zur ungewollten Preisgabe vitaler Unternehmensgeheimnisse verführen. Der geübte Fragesteller kann schnell erkennen, welche Expansionspläne das Unternehmen verfolgt, welche Nischen eventuell künftig besetzt werden sollen, oder welche (vertraulichen) Produktentwicklungen bzw. -verbesserungen in der Pipeline stecken.

Das Bewusstsein der Mitarbeiter und ihr Wissen über die hier lauernden Gefahren ist in solchen Fällen das wirksamste Abwehrschild. Die Antwort liegt darin, alle auf einer Veranstaltung Anwesenden schon vor Verlassen des Büros zu präparieren und gegen unüberlegtes Gerede zu immunisieren. Sie sollten wissen, welche Art von Fragen Alarm bedeuten, und sie sollten einen Blick dafür haben, welchen Personen unlautere Absichten unterstellt werden könnten – etwa der Schwangeren, die vertrauliche Informationen sammelt, während sie die Hilfsbereitschaft des Stand-Personals bindet. Ein tatsächlicher Fall aus der Praxis!

Zusätzlich schützt ein im Unternehmen ausgearbeiteter Gesprächsleitfaden bzw. ein Argumentarium vor fahrlässigen Antworten und bietet zugleich eine zuverlässige Grundlage des Dialogs zwischen Mitarbeitern und unbekannten Besuchern.

Checkliste: Zehn Tipps zur Selbstkontrolle

Die Beantwortung bzw. Beschäftigung mit folgenden Fragen können das Problembewusstsein schärfen und mithelfen, Veranstaltungen erfolgreich zu gestalten und denkbare Schäden gering zu halten:

● Besitzt Ihr Unternehmen (an zentraler Stelle) eine Liste der Mitarbeiter, die im jeweiligen Kalenderjahr auf Messen, Ausstellungen, Kongressen oder sonstigen (Verkaufs-)Veranstaltungen ›offiziell‹ eingesetzt werden?

● Wurden alle (vom Auszubildenden bis zum Geschäftsführer) eingewiesen und geschult, um sich in einem gefährdeten Informations-Umfeld souverän verhalten zu können?

● Ist allen klar, wie sie sich an Orten bzw. Plätzen zu benehmen haben, an denen die meisten Informationen ausgetauscht und auch von nicht autorisierten Ohren aufgeschnappt (!) werden können (wie z.B.: Empfangshallen von Tagungshotels, VIP-Lounges, Ruhebereiche, Busfahrten zu After-hour-events und so weiter)?

● Werden alle Veröffentlichungen, Druckschriften usw. die auf o.g. Veranstaltungen Verbreitung finden, einer Sicherheitsbewertung unterzogen?

● Wenn dies der Fall ist, nehmen Sie die Betrachtung vom Blickwinkel eines Wettbewerbers wahr? Fragen Sie sich auch, was diese Papiere (oder Präsentationen) Ihrem Wettbewerber bedeuten könnten, und welches evtl. verräterische Gesamtbild entsteht, wenn alle Einzelinformationen und verteilten Schriften wie Puzzleteile zusammengefügt würden?

● Wissen Sie ausreichend über Ihr (auch internationales) Wettbewerbsumfeld Bescheid und kennen Sie die ›Aufklärungsmethoden‹ der Wissensdiebe, um Ihre Mitarbeiter angemessen darauf vorbereiten zu können?

● Haben Sie Vorsorge – auch personell (z.B. durch einen Sicherheitsbeauftragten) – für den Fall entsprechender Vorfälle getroffen, und wissen betroffene Mitarbeiten, an wen sie sich zu wenden und was sie genau zu berichten haben? Gibt es z.B. eine vorbereitete Checkliste?

● Haben Sie jemals eines Ihrer Produktteams, eine Ihrer Entwicklungsgruppen oder ähnliche ›Geheimnisträger‹ zu Veranstaltungen (Kongressen usw.) begleitet, um das Umfeld zu verstehen (und zu analysieren), in dem diese agieren?

● Begreifen und verstehen alle Ihre betroffenen Mitarbeiter die verschiedenen Methoden der Kontakt- und/oder Gesprächsanbahnung, in deren Folge (vertrauliche) Daten und Informationen gesammelt werden können, und welches die bevorzugten Orte hierfür sind? 80 Prozent aller diesbezüglichen Anbahnungsversuche finden auf Geschäftsreisen statt!

● Kennen und beherrschen alle betroffenen Mitarbeiter die Techniken und die Rhetorik (bzw. Rabulistik) einer angemessenen Gegenaufklärung?

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